Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum wenden sich an Bundestagskandidaten / Aktion „Durchblick behalten“ will Politiker für Gesetzesänderung gewinnen

Viele Menschen in Deutschland können sich aus finanziellen Gründen keine Brille leisten. Darauf haben die Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn die Kandidaten für die bevorstehende Bundestagswahl hingewiesen. Abhilfe könne nur eine Gesetzesänderung schaffen, die für einkommensschwache Menschen eine Kostenübernahme durch die Gesetzliche Krankenversicherung vorsieht. „Die Anschaffung einer angepassten Brille, die einem sehbeeinträchtigen Menschen die uneingeschränkte Teilhabe am täglichen Leben erst ermöglicht, darf kein Privileg derjenigen bleiben, die über ein Einkommen verfügen, das über dem Arbeitslosengeld II (ALG II) liegt“, heißt es in dem Schreiben. Die Vinzenz-Konferenzen bitten die Bundestagskandidaten daher, sich für eine entsprechende Änderung im zweiten oder fünften Sozialgesetzbuch (SGB) einzusetzen.
Reaktionen kamen bisher von fast allen Parteien. Die Absender bestätigten, dass ihnen die Problematik bekannt sei. Die meisten äußerten Verständnis für das Anliegen und versprachen, sich im Sinne der Vinzenz-Konferenzen einzusetzen. Einwände gab es aber auch: So sei im ALG II eine Pauschale für Gesundheitspflege enthalten. Diese umfasse auch Eigenleistungen, die von der Krankenversicherung nicht übernommen werden, hieß es in einer Rückmeldung. „Dieser Anteil  beträgt gerade einmal 16,41 Euro monatlich“, entgegnet Matthias Krieg, Geschäftsführer der Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn. Die Kosten für eine auch nur einfache Brille betrage aber schnell mehr als 200 Euro. „Würde ein Betroffener seinen gesamten Anteil für Gesundheitspflege nur für die Brille und sonst keine anderen Gesundheitsausgaben einsetzen, die die Krankenkasse nicht trägt, bräuchte er mehr als 13 Monate, um das Geld für eine Brille zusammen zu haben“, gibt Matthias Krieg zu bedenken. Und: „Die Erstattung von Sehhilfen für Bedürftige wäre für die Krankenversicherung problemlos leistbar, wenn alle Bürger und alle Einkommensarten in die solidarische Finanzierung der Krankenkassen einbezogen würden.“
Mit der Aktion „Den Durchblick behalten“ weisen die 18 Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn auf die schwierige Situation einkommensschwacher Brillenträger hin. Mit Spendenmitteln konnten die Ehrenamtlichen bistumsweit rund 100 bedürftigen Personen zu einer passenden Sehhilfe verhelfen. „Wir wissen aber, dass dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein kann“, sagt Matthias Krieg. Erfreulich sei daher die Ankündigung derjenigen Politiker, die mit den Vinzenz-Konferenzen konkret im Gespräch bleiben und dieses Anliegen im Blick behalten wollen.

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Mit einem Maulwurf werben die Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn bei den Bundestagskandidaten um Unterstützung für ihr Anliegen, einkommensschwachen Menschen eine Kostenübernahme für Sehhilfen durch die Gesetzliche Krankenversicherung zu gewähren.
(Grafik: Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn e. V.)