Da merkten die Zuhörer/innen des vinzentinischen Demografieforums auf, als Schwester Magdalena von den Vinzentinerinnen (oder richtiger: Barmherzige Schwestern vom Heiligen Vincenz von Paul) über den drastischen Rückgang der Anzahl an Schwestern in ihrer Ordensgemeinschaft und die wachsende Zahl Pflegebedürftiger unter ihnen berichtete. Dass notwendige organisatorische Maßnahmen wie die Schließung von Ordenshäusern den Schwestern einiges abverlangen, einige ihr Lebenswerk in Frage gestellt sehen, lässt sich gut nachvollziehen. Trotz all dieser ernüchternden Fakten machte Sr. Magdalena aber eines klar: das vinzentinische Ideal wird weiterleben! Kennzeichnend für dieses Ideal ist die folgende Aussage des Heiligen Vinzenz: „Liebe im Herzen zu haben und auf der Zunge – das genügt nicht. Sie muss in Taten übergehen. Das ist unsere Sendung: Armen und Kranken die Mensch gewordene Gottesgüte erfahrbar zu machen.“
In welcher Organisationsform das Ideal weitergetragen werde, sei zweitrangig. Dass das Leben als Ordensfrau für sie nach wie vor eine erfüllende Alternative sei, vermittelte Schwester Magdalena glaubhaft.

Ebenso eindrücklich wie ihre Ausführungen waren die von Prof. Dr. Albert-Peter Rethmann, der als Nicht-Ordensbruder dennoch Hausoberer im Brüderkrankenhaus in Paderborn ist. Träger des Brüderkrankenhauses – und damit einer unter vielen Einrichtungen- sind die Barmherzigen Brüder von Maria Hilf in Trier. Prof. Rethmann machte deutlich, dass es in den Einrichtungen Schlüsselpersonen geben müsse, die mit dem Ideal des Ordensgründers identifiziert seien und mit ihrer Ausstrahlung den Geist der Einrichtungen prägen können.
Einvernehmlich betonten die Vertreter/innen der Ordensgemeinschaften, dass es nicht weiterführe, die Frage zu stellen: „Was können wir vom Bestehenden retten?“ Es könne durchaus sein, dass Altes sterben müsse, wenn Neues aufblühen solle. Vor diesem Hintergrund sei es auch keine Lösung, Schwestern aus anderen Ländern, in denen es noch Ordensnachwuchs gebe, nach Deutschland zu holen, um hier „zu halten, was da ist“. Vielmehr dürfe an einer Stelle etwas zurückgehen, wenn an anderer Stelle es aufbreche.

Sinn des vinzentinischen Demografieforums ist es, dass die caritativen Ehrenamtsfachverbände CKD und Vinzenz-Konferenzen aus den Erfahrungen der Ordensgemeinschaften lernen können. Vinzenz-Konferenzen und CKD sind kein Selbstzweck. Sie haben den Auftrag, sich für die „Armen“ einzusetzen, Geschwisterlichkeit zu fördern. Dafür müssen sie die Not der Menschen um sich herum wahrnehmen und darum wissen, wer Hilfe und Unterstützung braucht. Die Konferenzen bieten Heimat, sie dürfen dabei kein „closed shop“ sein. Der Charakter als Konferenz erfordert, dass sich die Mitglieder Sachthemen stellen und kein sich selbst genügendes Vereinsleben führen. Welche Themen „dran“ sind, lässt sich nur ermitteln, wenn die VK und CKD wach kirchlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen verfolgen. Neue Erkenntnisse? Nicht unbedingt. Aber Prof. Rethmann machte deutlich, dass die Barmherzigen Brüder für sich erkannt haben, was auch für VK und CKD gilt: „Wir müssen jetzt, wo wir noch dazu in der Lage sind, etwas tun!“